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THEMEN
 
Weibliche Rollen im Kinder- und Jugendtheater

Vorstellungen. Weibliche Rollen im Kinder- und Jugendtheater - Begleitprogramm zur Ausstellung

Bericht
Workshop und Führung am 15. März 2000, 15.00 bis 19.00 Uhr, im Goethe-Institut Prag

von Kirstin Hartung, Lübeck
 
 
 
 
An der Veranstaltung nahmen 11 fünfzehn- bis siebzehnjährige SchülerInnen eines Gymnasiums und 8 Erwachsene - 4 LehrerInnen, 3 MitarbeiterInnen des Goethe-Instituts sowie dessen Leiterin - teil. Ziel des Workshops war es, den Teilnehmenden auf spielerischem Weg einen persönlichen Zugang zur Ausstellung zu ermöglichen und sie zu befähigen, andere Jugendliche und/ oder Erwachsene selbst durch die Ausstellung zu führen. Drei Veranstaltungsteile waren geplant:

15.00 Uhr - 16.30 Uhr
1. Spiele und Übungen zum Thema 'Männlichkeit' - 'Weiblichkeit', zu ausgewählten Theaterfiguren und Stückthemen der Ausstellung
16.30 Uhr - 16.45 Uhr
Kaffeepause
16.45 Uhr - 18.00 Uhr
2. Erfahrungsaustausch an Hand von Fragebögen und individueller Gang durch die Ausstellung
18.00 Uhr - 19.00 Uhr
3. Führung durch die Ausstellung und Schlusskreis
 
 
 
 
Im ersten Teil fand über Sensibilisierungs- und Aufwärmübungen und einfache Theaterspielaufgaben eine erste Annäherung an das Thema der Ausstellung statt. Zu zwei ausgewählten Stücken wurden Textausschnitte verteilt. Diese Szenen wurden, nachdem ein Handlungsüberblick gegeben worden war, vor allem sprachlich-stimmlich dargestellt. Zu einem Stück bildeten die Teilnehmenden 'Statuen'.
Im Anschluss an die Pause wurde, noch im Pausenraum, eine kurze Einführung in Konzeption und Hintergrund der Ausstellung gegeben. Die Kataloge erhielten die TeilnehmerInnen erst am Ende der gesamten Veranstaltung, um nicht vorzeitig durch die Lektüre abgelenkt zu werden. Einige der Erwachsenen mussten früher gehen, aus diesem Grund wurde die Führung (Teil 3) kurzfristig zu Teil 2 umfunktioniert, die anschliessende Diskussion (urspr. Teil 2) wurde relativ kurz gehalten und die Fragebögen wurden - mit Hinweisen zur Durchführung - lediglich verteilt. Das letztere geschah auch, weil es während der Führung durch die Ausstellung zu vielen engagierten Rückmeldungen und Fragen kam, so dass diese mehr Zeit in Anspruch nahm als geplant.
Bei der Führung kam es besonders darauf an, nicht eine Unterrichtssituation herzustellen, sondern die spielerisch-ästhetische Qualität auch in diesem Teil der Veranstaltung aufrechtzuerhalten, d.h. die TeilnehmerInnen zu ermutigen, ihre Gefühle und Gedanken zu den Fotos zu äussern. Ich habe versucht, meine eigenen Ideen und mein Vorwissen zu den Bildern weitgehend zurückzuhalten bzw. diese erst im Anschluss an die Äusserungen aus der Gruppe anzubringen und mich vor allem von den entstehenden Interessen und Fragen der Gruppe bzw. Einzelner leiten zu lassen. Zu ausgewählten Stücken wurden Körperhaltungen der Figuren nachgestellt, zu anderen wurden kurze Dialoge gelesen.
Die Ausstellung wurde von den Prager SchülerInnen und LehrerInnen, die an der Veranstaltung teilgenommen haben, mit grossem Interesse angenommen. Wichtige Fragen und kluge Gedanken zu den Bildern, zum Theater sowie zu den Verhältnissen in Deutschland ermöglichten einen lebendigen Dialog. Die Ausstellung kann meiner Ansicht nach gerade auch in einem osteuropäischen Land, wo das Geschlechterverhältnis offensichtlich konventioneller ist als in Deutschland, bei beiden Geschlechtern zu diesbezüglichen Diskussionen anregen, Interesse für das Kinder- und Jugendtheater wecken und Mädchen und Frauen ermutigen, ihren eigenen Weg zu gehen.
Es hat sich als äusserst fruchtbar erwiesen, zunächst einen körperlich-spielerischen Zugang zu Themen der Ausstellung anzubieten und erst danach auf rationalere Weise vorzugehen. Die Jugendlichen haben vor allem diesbezüglich sehr positive Rückmeldungen gegeben, weil sie dadurch zunächst eigene Entdeckungen gemacht hätten. An der Führung habe ihnen besonders gefallen, dass sie ihre Gedanken frei und ohne Wertung hätten äussern können und dass sie sich dabei theatral-spielerisch beteiligen durften.
Meiner Meinung nach könnte man problemlos und gewinnbringend einen ganzen Tag oder mehrere Tage zur Ausstellung Theater spielen und diskutieren! Bei nur vier Stunden Zeit sind - im Blick auf das ursprüngliche Konzept - das gemeinsame Spielen und die Führung (Teil 1 und 3) tatsächlich die wichtigsten Bestandteile, da die Diskussionen sich ohnehin ergeben, zumindest bei älteren Jugendlichen oder Erwachsenen. Der Fragebogen kann auch in der Schule oder privat ausgefüllt und diskutiert werden, wobei zu beachten ist, dass die Ergebnisse anonym gehalten werden.
 
 
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