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EREIGNISSE
 

Augenblick mal !
6. Deutsches Kinder- und Jugendtheater-Treffen
vom 5. bis 10. Mai 2001 in Berlin
 
Inszenierungen

 


Theater Mär, Hamburg
 


Die Königin der Farben
 


The Queen of Colour
 


nach Jutta Bauer
 


Autor: Marc Lowitz, Peter Markhoff
 


Regie: Marc Lowitz
 


Darsteller: Katrin Lowitz, Peter Markhoff
 


Bühne: Peter Markhoff
 


Kostüme: Frauke Pansegrau
 


Musik: Thomas Pohle
 


Sprache: deutsch
 


ab 4 Jahre
 


Dauer: 45 Minuten
 


Rechte: Verlag der Autoren, Frankfurt a. Main
 



Votum:
"Eines Tages trat Malwida, die Königin, vor ihr Schloßtor. Sie rief ihre Untertanen. Das Blau kam. Es war sanft und mild." So beginnt das Kinderbuch von Jutta Bauer und so beginnt der Erzähler auf der Bühne. Noch ist nichts zu sehen von einer Königin. Ein Tuch wird entfernt, eine Laterna magica wird sichtbar, eine Spieluhr wird aufgezogen, es ertönt königliche Musik. Mit Folien werden ein Schloß und ein Berg auf die Tuchwand projiziert. Die Königin erscheint als Bild auf der Leinwand.
Sie tritt aus dem Schloß und ruft ihre Untertanen: das Blau, das Rot und das Gelb. Über den Projektor werden die Farben in die Geschichte gerufen, sie spielen mit auf der Leinwand. Bemalen die Königin, laufen ihr über das Gesicht, zeigen Formen von Eigenleben und Eigenwilligkeit. Noch hat der Laterna-Vorführer die Rolle des Erzählers und des Malers. Das königliche Leben spielt sich als Bildergeschichte auf der Leinwand ab. Noch. Das Rot wird gerufen. Das Rot wirft mit seinen züngelnden Flammen die Königin beinahe um. Die Leinwand bewegt sich, ein Fuß erscheint. Nun tritt Maldiwa, die Königin, leibhaftig auf. Sie scheint eher einem Comic entsprungen denn einem Schloß. Keine Schönheit eben. Mit weißem Kleid, weißer Krone, dickem Bauch und nackten Füssen bestimmt sie jetzt das Geschehen. Das Spiel beginnt von Neuem. Der Erzähler bringt die gerufenen Farben herbei, bemalt die Königin mit sanftem Blau, holt das wilde Rot, das warme und helle Gelb. Das Rot kommt als Tuch, wird zum Pferd. Es beginnt eine wilde Reiterei. Da rutscht schon mal die Krone vom Kopf und baumelt um den Hals der Königin. Gar nicht königlich eben. Sie streitet sich mit dem zickigen Gelb. Die übrigen Farben wollen schlichten, kommen dazu und alles wird grau. Mit ihren Tränen holt sie die Farben zurück und das Spiel geht weiter. Malwida wird immer gieriger nach Farben und Bemalung. Mit ihrer Stimme und Lautstärke dirigiert sie deren Tempo und Intensität. Sie kann nicht genug bekommen von diesem Spiel.
Die Stückfassung haben Marc Lowitz, der auch die Regie führt, und Peter Markhoff, der Erzähler und Maler an der Laterna magica ist, zusammen entwickelt. Voller Witz und wundervoller Leichtigkeit wird mit vielen überraschenden Spielideen die Geschichte der Farben plastisch und lebendig vorgeführt. Da wird der Erzähler schon mal zum Sessel, auf dem sich die Königin ausruht. Die Tränen werden zum Konfettiregen. Der rote Punkt macht sich selbstständig, wird gejagt, verfolgt, wird vom Po auf den Bauch verpflanzt. Das Spiel beginnt immer wieder neu, mit einem Feuerwerk immer wieder neuer Einfälle.
Das Zusammenspiel von (alter) Technik und Schauspiel erschafft in dieser Inszenierung eine neue theatrale Form und erzeugt sinnliche Faszination. Die Farben, hergestellt über den Projektor, werden zu lebendigen Wesen, beeinflussen die Stimmung der Königin, machen glücklich, traurig, wütend und sanftmütig. Sie spielen mit, greifen ein in den Spielablauf, übernehmen schon mal die Führung. Sie werden zu gleichberechtigten Partnern der Königin, zeigen und erzeugen Gefühle und Emotionen.
Die Königin spielt Katrin Lowitz, und sie spielt sie hinreißend. Sie macht diese Königin der Farben zu einer kraftvollen Figur, die kapriziös und vital ihr buntes Spiel treibt. Ihre Spielfreude, ihre Präsenz auf der Bühne sind mitreißend. Der Schluß: Die Königin ist verschwunden. Der Erzähler fängt das von ihr gezeichnete Bild auf der Leinwand liebevoll ein und steckt es sich in die Tasche.
Gerda Özer
 



... the Queen materialises as a projection on a screen. She emerges from her castle and calls out to her subjects: Blue, Red and Yellow. The colours are brought into the story via projector. They play about on the screen, paint the Queen, run across her face. They create independent forms, each with its own mind and unique dynamics. For now, the story is in the hands of the Laterna-projectionist - painting the story out, the Queen's world portrayed in a tale of colours and light. Red is called. With his exuberant, licking flames Red almost topples the Queen over. The screen shifts. A foot appears.
Now Maldiwa, the Queen, emerges in person. She looks more like something out of a comic book than a castle. Not a beauty, in any case. But like it or not - complete with white dress, white crown, bulging belly and naked feet - now she runs the show. The game begins anew. The colours are once again called. The Queen is covered in soft Blue, wild Red, warm and bright Yellow. Red comes in as a cloth and turns into a horse. A frantic ride ensues. The Queen's crown slips from her head, dangles from her neck - nothing royal about this scene. She gets into a fight with the cheeky Yellow. The other colours try to mediate but then, all of a sudden, everything turns grey. The Queen cries, her tears bring back the colours, the game goes on. Malwida becomes even greedier than before. The volume and quality of her voice, like a paintbrush, directs the tempo and intensity of the colours which appear. More and more colour! She can't get enough of the game.
This adaptation as a play was developed together by director Marc Lowitz and Peter Markhoff, narrator and painter at Laterna Magica. Bounding with wit, wonderful levity and a sleeve full of surprising performance ideas, this story of colours unfolds with refreshing vividness and vitality. The Narrator at one point becomes an armchair for the Queen to rest upon. Tears turn into a downpour of confetti. A splotch of red takes off on its own, is chased after, pursued, then replanted from rear end to belly. The game starts all over again. Again and again. Each time with a firework display of fresh, new ideas.
The fluid combination of (old) technology and acting creates a whole new theatrical form, a sensuality which commands fascination. The colours, produced via projector, become living beings, animating the moods of the Queen, making her happy, sad, angry then gentle. They are co-actors, influencing the course of events, from time to time even running the show. For the production, they are equal to the Queen in significance - showing feelings, calling forth emotions.
Gerda Özer
 



Zum Stück:
"Die Königin der Farben" basiert auf dem gleichnamigen Bilderbuch der Hamburger Illustratorin und Autorin Jutta Bauer.
Eines Morgens trat Malwida, die Königin, vor ihr Schloßtor. Sie rief ihre Untertanen. "Blau!". Das Blau kam. Es war sanft und mild. Dann rief Malwida das Rot. "Rooooot!!" Es warf sie fast um. Doch sie befahl ihm, ein Pferd zu sein und so durchritten sie das Königreich. Das Rot war wild und tat gefährliche Dinge. Dann kam das Gelb. "Bleib!", sagte sie, "du bist so schön warm und hell." Aber das Gelb war nicht nur warm und hell, sondern konnte auch zickig und gemein sein. Doch das konnte Malwida auch, und so kam es zum Streit. Das sanfte Blau wollte schlichten, aber es konnte sich nicht durchsetzen. Dann kam noch neugierig das Rot dazu und alles wurde grau. Malwida war grau, das Schloss war grau, der Berg war grau, der Himmel war grau. "Hau ab!", sagte Malwida. Sie schimpfte, tobte, schrie! Das Grau ließ sich nichts befehlen, es blieb. Die Traurigkeit kroch in sie hinein wie das Grau. So verging eine lange Zeit. Die Königin der Farben war keine Königin mehr. Sie war nicht mehr sanft, nicht mehr wild, nicht mehr warm, nur noch traurig. Da mußte Malwida weinen. Erst ganz schwach und leise, dann immer stärker und lauter. Es quollen Mengen von Tränen hervor, und je mehr sie weinte, umso mehr verschwand das Grau. Stattdessen waren überall ihre Tränen. Und da waren sie wieder: Das sanfte Blau, das wilde Rot, das warme und manchmal gemeine Gelb. Sie spielten zusammen ... bis sie müde wurden. Dann deckte das sanfte Blau alles zu.
 



"Gutes Kinder- und Jugendtheater ist primär eine gute Geschichte (was immer das ist), die bei den Akteuren Spielfreude weckt und sich sinnlich auf die Bühne bringen läßt. Es reizt mich, eines Tages ein Theaterstück zu schreiben. Es wäre spannend, Figuren, die ich ausgedacht habe, wirklich leben zu sehen. Sie können laut sein, lachen - eine Theateraufführung ist mehr mit den Sinnen erfaßbar als ein Buch."
Jutta Bauer
 



One morning Queen Malwida steps out before her castle gate. She calls to her subjects. "Blue!" Blue approaches, soft and mild. Then Malwida beckons Red. "Re-ed!!" who nearly topples her over. She commands Red to become a horse and then rides on him throughout her kingdom. Red is wild and unruly. Then Yellow comes along. "Halt!" she says, "How wonderfully warm and bright you are!" But Yellow is not only warm and bright, he can also be quite nasty and vile. Yet so can Queen Malwida. And so the fighting begins.
The quiet Blue wants to mediate, but can't make himself be heard. Then when Red gets involved, everything suddenly goes grey. Malwida is grey, the castle is grey, the mountain is grey, the sky is grey. "Go away!" orders Malwida. She bickers, rages, screams! But Grey is not one to be ordered about...and stays. Sadness creeps its way into Queen Malwida's heart, like the greyness.
A long time passes. The Queen of Colour is no longer a queen. She is no longer soft, no longer wild, no longer warm. Only sad. Malwida cries. At first only to herself and then ever stronger, heavier, louder. Such a gush of tears flows out of her eyes, it begins to smear and wipe away the greyness. The more she cries, the more Grey retreats. For a moment there are only tears everywhere. And then, slowly, they begin to appear: soft Blue, wild Red, that warm and sometimes nasty Yellow. They play together...until they are exhausted and Blue covers them up in a blanket of quietness.
"The Queen of Colour" is based on the picture book of the same name by the Hamburg-based author and illustrator Jutta Bauer.
 




Katrin Lowitz
Foto: © Sabine Gudath
 
 
 
 
Medienecho:
 
 
 
taz
 
 
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