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Nahezu fünf Millionen Zuschauer sehen derzeit jährlich Theateraufführungen, die von professionellen SchauspielerInnen und Puppen- bzw. FigurentheaterspielerInnen erarbeitet wurden. Sie tun dies im Theater, im Bürgerhaus, in der Schule oder im Kindergarten, aber auch an anderen Veranstaltungsorten wie z.B. Büchereien. Auch auf Straßen, Plätzen und anderen Orten, denen die Eignung zum Theaterspielort nicht auf den ersten Blick anzusehen ist, wird Theater für Kinder und Jugendliche gespielt: Von Flensburg bis Konstanz, von Anklam bis Saarbrücken wird Theater auf unterschiedlichste Weise produziert und dem Publikum dargeboten. Kinder- und Jugendtheater gibt es als eigenständige Theater in kommunaler Trägerschaft mit ganzjährigem Angebot, aber auch als Sparten an Stadt-, Staats- und Landestheatern. Hinzu kommen die Angebote der Erwachsenenentheater zur Weihnachtszeit. Während die eigenständigen Theater alle über eigene Ensembles verfügen, die ausschließlich für Kinder und Jugendliche Theater spielen, gibt es bei den Kinder- und Jugendtheatersparten zwei unterschiedliche Modelle: die Sparte mit eigenständigem Ensemble und das 'integrierte Modell', in dem SchauspielerInnen für Erwachsene und für Kinder und Jugendliche spielen.
Da aber längst nicht jede größere Stadt und kaum eine kleinere Stadt oder Gemeinde sich ein Kinder- und Jugendtheater leistet, sind es die Freien Kinder- und Jugendtheater, die dafür sorgen, daß es in der gesamten Bundesrepublik möglich ist, eine Aufführung für Kinder und/oder Jugendliche zu sehen. Sie gastieren dort, wohin sie eingeladen werden und richten sich daher häufig mit den Inszenierungen nach den Anforderungen der Gastspielorte, die sehr unterschiedlich und zuweilen gar nicht für die Aufführung von Theater geeignet sind. Der Begriff 'Freies Theater' ist allerdings im Laufe der Jahre zu einem historischen geworden: Längst sind die Organisationsformen in diesem Bereich so vielfältig wie die Kinder- und Jugendtheaterszene insgesamt. Freie Theater organisieren sich in Rechtsformen von der GmbH über die GbR bis hin zum eingetragenen und gemeinnützigen Verein, die wenigsten bestreiten ihr Theater aber zum überwiegenden Teil mit öffentlichen Geldern. Häufig sind es Projektförderungen, die von Jahr zu Jahr vergeben werden; eine Haupteinnahmequelle bilden daher die Einnahmen aus dem Gastspielbetrieb. Gleichwohl verfügen nicht wenige über eine eigene Spielstätte bzw. kooperieren mit Spielstätten ohne Ensembles, so daß sie durchaus einen regelmäßigen Spielbetrieb anbieten können. Hier ist dann auch gleichzeitig ein Vorteil der Freien Theater gegenüber den Staats-, Stadt- und Landestheatern zu erkennen: Sie können ihre Stücke sehr langfristig anbieten und halten mitunter Stücke bis zu zehn Jahren im Spielplan. Natürlich fordert der Kampf um die kargen öffentlichen Förderungen für die Theater mit einer durchgängig sehr dünnen Personaldecke hier seinen Tribut. Manches Freie Theater kann sich nur ein bis zwei Neuinszenierungen im Jahr leisten, während Staats-, Stadt- und Landestheater zwischen fünf und in Einzelfällen über zehn Neuinszenierungen im Jahr anbieten können.
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