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Welche Rolle spielt das Kindertheater in der ästhetischen Erziehung der Heranwachsenden? Welchen Beitrag leistet das Kindertheater in der aktuellen Bildungsdebatte? In der Diskussion um Fähigkeiten und Fertigkeiten der Kinder und das schlechte Abschneiden deutscher Schüler im internationalen Vergleich gerät die Kunstrezeption als Teil der ästheti-schen Erziehung zeitweise aus dem Blickfeld. Überdies ist Bildung ein Begriff, der leicht dem gewöhnlichen Theater für Erwachsene zugeschlagen wird. Zu Unrecht: Das Theater für Kinder und Jugendliche richtet sich an Kindergärten, Grund-, Haupt- und Realschüler sowie an Gymnasiasten. Ein normales Theater wendet sich an Bildungsbürger, das heißt an Menschen, die ihren Bildungsbegriff für sich geklärt haben, heißt es auf der Website der Münchner Schauburg. Die ästhetische Erziehung des Theaters für Kinder geht noch erheblich weiter und vermittelt Schlüsselqualifikationen, die zu den Grundvoraussetzungen jeglicher Wissensaneignung gehören, wie weiter auf der Website der Schauburg zu lesen ist: Die Fähigkeit nämlich, die in ihrer Abstraktheit wahrgenommene Welt entschlüsseln zu können. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung ist Theater kein Medium der Bilder. Theater ist vielmehr ein Medium der Zeichen. Man kann im Theater, wenn es gut gemacht ist, lernen, Zeichen zu dechiffrieren, Symbole zu deuten. Diese Form des abstrakten Denkens ist eine Schlüsselqualifikation, die junge Menschen für ihre Zukunftsfähigkeit dringend brauchen. Symbole sind Realitätsinterpretationen, die ihrerseits interpretiert werden können. Sie sind Ergebnisse von Beobachtungen, sind zeichenhafte Verdichtungen von Situationen. Über diese und andere Positionen möchten wir mit Bildungspolitikern, Wissenschaftlern und Künstlern diskutieren.
Ein Gespräch mit Prof. Dr. Wolfgang Schneider und Gästen
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