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EREIGNISSE
 

Augenblick mal !
6. Deutsches Kinder- und Jugendtheater-Treffen
vom 5. bis 10. Mai 2001 in Berlin

Kurzberichte und Stellungnahmen aus Berlin - vom 5. bis 10. Mai 2001
 
 


Dienstag, 8. Mai 2001

 
 

Eindrücke zum 1. Studentenforum des Kinder und Jugendtheaterfestivals

 
 
 
Unter der Leitung von Prof. Dr. Christel Hoffmann und Mira Sack trafen sich Studierende der Kulturwissenschaften, Theaterpädagogik, Germanistik etc. aus verschiedenen Hochschulen Deutschlands.
Es ging um das Thema Jugendkultur und Jugendtheater im Kontext zum Einsatz von Medien auf der Bühne.
Eingeladen waren der Autor Lutz Hübner des Stückes 'creeps' (Schauspiel Hannover ballhofzwei) und aus Zürich vom Theater an der Sihl der Kaspar Manz (Mitautor), Matthias Lehmann (Regie), Petra Fischer (Dramaturgie) und einige Schauspieler des Schweizer Stückes 'Pausen-Rehe & Platz-Hirsche'.

In 'creeps' wurden Medien direkt auf der Bühne eingesetzt. Ort der Handlung ist ein Fernsehstudio und behandelt im zwischenmenschlichen Bereich den Konflikt unter drei konkurrierenden Mädchen zum Nutzen des Fernsehstudios.

'Fernsehen ist eine Maschine. Wenn du rein gehst, wirst du verwurstet.'(Lutz Hübner)

An 'creeps' hat mich begeistert, daß die unterschiedlichen Charaktere schon klar waren, bevor überhaupt eine Schauspielerin auf der Bühne stand und direkt in die zwischenmenschliche Ebene geschaut werden konnte. In der Diskussion empfanden viele dies als sehr realistisch.

Bei 'Platz-Hirsche' tauchten die Medien indirekt auf, indem das Theater mit seinen Mitteln auf neue Wahrnehmungsweisen, hervorgerufen durch den Mediengebrauch (Computerspiele, ego-shooter), reagiert hat. Das Stück spielt auf zwei Ebenen: Es gibt den Schulhof als erste und das Computerspiel als zweite Ebene. Auf dieser zweiten Ebene spielen sich die zwischenmenschlichen Vorgänge wie in einem Comic oder einem Computerspiel ab.
Sehr gut fand ich, wie im Vergleich zum Film 'Matrix' die technischen Szenen und Effekte in eine Theaterform gebracht und dabei eine künstlerische Perspektive vermittelt wurde. Faszinierend war für mich an dem Schweizer Stück die Präsenz, die Spannung und die Energie der Schauspieler, die mich in einem wundervollen Spannungsbogen gefesselt haben und nie abflachten.
Im Zusammenhang mit dem Stück kam die Frage zur Diskussion, ob die Gewalt, die gezeigt wurde, nicht zu einer Gefahr werden könnte, wenn Jugendliche dieses Stück anschauen. Eine Frage, die immer wieder auftritt. Ich kann aus der sozialpädagogischen Praxis mit verhaltensauffälligen Jugendlichen nur sagen, daß man die meisten Jugendlichen unterschätzt.

Interessant war für mich auch die Herangehensweise der Schweizer Gruppe, die mit fünf Autoren und fünf Regisseuren gearbeitet hat und die Texte auf der Grundlage von Improvisationen erarbeitet haben. Für Lutz Hübner war es wichtig ein Stück zu schreiben, das schnell sein und 'drive' haben soll. Es sei auch wichtig, Ventile in ein Stück einzubauen um dem jugendlichen Rezipienten Möglichkeiten zum Abreagieren zu geben (laute Techno Musik).

Von den Organisatoren war beabsichtigt, anhand von Thesen (s. Webforum) über Jugendkulturen zu sprechen. Für mich stellen sich daraus folgende Fragen:
  • Gehen Jugendliche wirklich ‚kreativ‘ mit den neuen Medien um oder nutzen sie nur vorgefertigte 'pseudokreative' Medien, die ihnen von den konsumorientierten Medien wiederum schmackhaft gemacht werden?
  • Gibt es überhaupt noch Jugendkulturen oder vielleicht sogar 'Subkulturen'?
  • Kann ein Punk, Hip-Hopper, Techno Kid einer Jugendkultur zugeordnet werden?
  • Wie wichtig ist eine Zuordnung von Jugendlichen zu Jugendkulturen?
  • Wer bestimmt den Generationsanspruch von Jugendlichen?
  • In wie weit kann Theater helfen, Jugendkulturen auszuprägen bzw. zu fördern?
In einem letzten Teil ging es darum, wie die jugendlichen Rezipienten auf die Stücke reagieren. Dies hängt von den Altersstrukturen der Zuschauer ab und Jugendliche sind nicht so betroffen von Gewalt wie manche Erwachsen glauben.

Auf jeden Fall bin ich schon gespannt auf das nächste Studentenforum!

Günter Kömmet, Student der Hochschule der Künste Berlin
 
 
 
 

 
 
 
Jugendkultur live in Berlin
Foto: Irina Zikuschka
 
 
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